Lametta

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Wolken aus Stanniolpapier
Während Olga ihre Lamettafäden am Oberteil zurechtzupfte, hatte Karin die Reste des Weihnachtsschmucks, den sie für die Bar eingekauft hatte, wiedergefunden, das heißt die halbleeren Verpackungen: "Es gibt jetzt drei verschiedene Sorten Lametta auf den Weihnachtsmärkten. Hier, Olga, kannst dich aufhübschen! Mit Brillant Eislametta, Thüringer Weihnachtsbaumschmuck oder Qualitäts-Stanniol-Lametta - in drei Farben: Silber, Gold und Metallicblau. Das ist das Beste!"
"Wieso das denn?" fragte Olgas Freier. Karin antwortete: "Weil es draufsteht" und schenkte ihm einen Pikkolo ein. "Nein, Metallicblau ist eine Geschmacksverirrung bei Lametta. Außerdem, das beste Lametta kennt ihr ja überhaupt nicht, weil ihr dafür zu jung seid." Er blickte sich um. "Ihr habt vielleicht mal davon gehört, daß die Alliierten über den Städten, bevor sie die Bomben abwarfen, ihre Ziele mit sogenannten Christbäumen markierten. Das waren Leuchtkerzen, die von weitem wie Weihnachtsbäume aussahen. Unsere benutzten zur Fliegerabwehr neben der Flak Lametta, das waren Wolken aus abgeworfenen Stanniolpapierschnipseln, die das gegnerische Radar stören sollten."
"Und was soll daran so gut sein?" fragte Olga. "Moment. Wer die Bombenangriffe überlebt hatte, sammelte das Lametta am nächsten Tag ein. Es hing überall rum und wurde dann als Baumschmuck verwendet: Weihnachten 1944 und sogar noch 1945."
"Prost, darauf trinken wir doch prompt einen", sagte Olga.
Der Ostler bestellte zwei neue Pikkolos für Däng und sich und meinte dann: "Stimmt ja nicht. Die alliierten Bomber hatten damals noch gar kein Radar. Sie waren es, die das Lametta abgeworfen haben, um damit die deutschen Radaranlagen außer Gefecht zu setzen. Das funktionierte nur sehr mangelhaft, aber als Weihnachtsbaumschmuck taugte das Lametta hervorragend."